Schriftliche Anfrage: Waldnaturschutz im Steigerwald

Gemeinsam mit meinen Kolleg*innen Patrick Friedl, Ursula Sowa, Hans Urban und Paul Knoblach befragte ich am 31.01.2019 die Staatsregierung bezüglich eines möglichen Nationalpark im Steigerwald.

Unsere Fragen wurden am 14.06.2019 vom Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten nach Beteiligung der Bayerischen Staatsforsten beantwortet:

Die Diskussion um einen möglichen Nationalpark im Steigerwald geht auch im Jahr 2019 weiter. So haben Mitglieder des Vereins Nationalpark Steigerwald im Staatswald bei Fabrikschleichach eine Fläche von einem Hektar abgegrenzt und die darin liegenden Stümpfe jüngst gefällter Bäume gezählt. So hat der Verein Nationalpark Steigerwald nach einer umstrittenen Fällaktion des Forstbetriebes Ebrach im Waldgebiet Röthen eine ungewöhnliche Aktion organisiert und mit rund 70 Vereinsmitgliedern eine Menschenkette gebildet, um eine Waldfläche von einem Hektar abzugrenzen. Dadurch will der Verein Nationalpark Steigerwald nach eigenen Worten mehr Transparenz in die Bewirtschaftung des Waldes bringen.

Wir fragen die Staatsregierung:

1. a) Wie hoch waren die jährlichen Buchenholzeinschläge im Forstbetrieb Ebrach in den letzten zwanzig Jahren?
b) Welche Sortimente wurden jeweils jährlich ausgehalten?

Anmerkung: Zahlen können nur für den Zeitraum seit Gründung der Bayerischen Staatsforsten (BaySF), d.h. ab dem Geschäftsjahr 2006 (01.07.2005 bis 30.06.2006) angegeben werden.

c) An welche Holzhändler oder holzverarbeitenden Betriebe wurden die verschiedenen Sortimente verkauft?

Das Buchenstammholz wird überwiegend an regionale sowie in geringem Umfang an überregionale Rundholzsäger verkauft. Der vergleichsweise geringe Anteil an Industrieholz wird an regionale und überregionale Kunden verkauft. Das Brenn- und Energieholz verbleibt zum größten Teil in der Region. Zusätzlich wurde gemäß Regionalem Naturschutzkonzept des Forstbetriebs Ebrach ein nennenswerter Teil des gefällten Holzes als Biotopholz in den Wäldern belassen.

2.a) Zu welchen Konditionen verkauft der Forstbetrieb Ebrach seine Buchen?

Buchen werden – wie alle anderen Baumarten in den Forstbetrieben der BaySF auch – zu aktuellen Marktpreisen verkauft, die qualitätsbedingt differenziert ausfallen.

b) Welche Verträge bestehen zurzeit?

Es bestehen im Geschäftsjahr 2019 aktuell 15 Holzverkaufverträge des Forstbetriebs Ebrach über verschiedene Sortimente. Diese Verträge sind mit gewerblichen Kunden geschlossen.

c) In welchem Jahr wurden die jeweiligen Verträge beschlossen?

Die Verträge werden jährlich abgeschlossen.

3.a) Wie wird vom Forstbetrieb Ebrach das Motto „Holzwirtschaft der kurzen Wege“ umgesetzt?

Beim Laubholz werden die regionalen Sägewerke bzw. der örtliche Brennholzmarkt bevorzugt beliefert. Es wird darauf geachtet, dass insbesondere die Sägewerke, die auf Buchen- und Eichenstammholz spezialisiert sind, ausreichend starkes Stammholz erhalten.

b) Welche Sägewerke in der Umgebung wurden beliefert (bitte mit Angabe der Holzmenge)?

Innerhalb des Zeitraums von 2006 bis 2019 (BaySF-Geschäftsjahre) wurden jährlich zwischen 11 und 20 gewerbliche Kunden (Sägewerke inkl. holzverarbeitende Industrie) mit Betriebssitz in den Landkreisen Haßberge, Bamberg, Schweinfurt, Kitzingen und Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim beliefert. Die Verkaufsmenge beläuft sich in diesem Zeitraum auf knapp 240.000 fm.

c) Wohin wird das restliche Holz verkauft?

In der Region des Forstbetriebs Ebrach werden große Mengen an Brennholz an die örtliche Bevölkerung bzw. zahlreiche örtliche Privatkunden verkauft. Zudem wurden innerhalb des Zeitraums von 2006 bis 2019 (BaySF-Geschäftsjahre) jährlich zwischen 5 bis 36 gewerbliche Kunden (Sägewerke inkl. holzverarbeitende Industrie) mit Betriebssitz außerhalb der Landkreise Haßberge, Bamberg, Schweinfurt, Kitzingen und Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim beliefert. Die Verkaufsmenge beläuft sich in diesem Zeitraum auf rund 80.000 fm.

4.a) Gilt das Trittsteinkonzept für den gesamten Forstbetrieb Ebrach?

Ja.

b) Sind die Holzeinschläge im Waldgebiet Röthen bei Fabrikschleichach mit dem Trittsteinkonzept verinbar?

Ja.

c) Wie sind Biotopbäume oder sonstige Bäume, die aus Naturschutzgründen im Waldgebiet Röthen nicht gefällt werden dürfen, markiert?

Die Biotopbäume sind üblicherweise mit einer farbigen Wellenlinie, Methusalembäume (z.B. Buche > 80 cm Durchmesser in Brusthöhe) mit einem farbigen „M“ gekennzeichnet.

5.a) In welchem Turnus werden die Durchforstungen im Waldgebiet Röthen durchgeführt?

Je nach waldbaulicher Notwendigkeit werden in einem Abstand von vier bis acht Jahren Pflegemaßnahmen durchgeführt, z.B. zur Förderung der Verjüngung, zur Kronenpflege der Eiche oder zur Jungwuchspflege.

b) Wie viele Festmeter (fm) wurden bei den besagten Durchforstungen eingeschlagen?

Insgesamt wurden im BaySF-Geschäftsjahr 2019 2.363 Erntefestmeter (Efm) (39 Efm/Hektar) eingeschlagen. 811 Efm (13 Efm/Hektar) davon sind gemäß dem Regionalen Naturschutzkonzept des Forstbetriebs Ebrach gezielt zur Förderung der Biodiversität und der Vielfalt spezialisierter Arten als liegendes Biotopholz im Wald verblieben.

c) Wie viele fm werden durchschnittlich bei vergleichbaren Durchforstungen im Forstbetrieb Ebrach eingeschlagen?

Die Einschlagsmengen liegen in einer ähnlichen Größenordnung, je nach waldbaulicher Notwendigkeit, zwischen 40 und 50 Efm/Hektar.

6.a) Wie viele Bäume mit Brusthöhendurchmesser (BHD) 60 bis 80 cm wurden bei den besagten Durchforstungen im Waldgebiet Röthen entfernt?

Auf der stärker dimensionierten Teilfläche wurden rd. fünf Buchen dieser Durchmesserklasse je Hektar entnommen, auf der jüngeren und schwächeren Teilfläche weniger.

b) Wie viele Bäume mit BHD 60 bis 80 cm blieben von den Durchforstungen im Waldgebiet Röthen verschont?

Auf der stärker dimensionierten Teilfläche verbleiben rd. 320 Buchen im Dimensionsbereich 60 bis 80 cm. Die jüngere Fläche ist insgesamt schwächer dimensioniert und zudem eichenreicher, weshalb Dimensionen über 60 cm seltener sind.

c) Wie viele Bäume mit BHD über 80 cm gibt es im Waldgebiet Röthen?

Auf der stärker dimensionierten Teilfläche sind insgesamt 26 Bäume mit einem BHD über 80 cm zu finden. In der schwächer dimensionierten und zudem eichenreicheren Teilfläche sind Dimensionen über 80 cm seltener.

7.a) Welches Ziel hatte die Durchforstung im Waldgebiet Röthen?

Die Teilflächen wurden bei der letzten Pflegemaßnahme nach unterschiedlichen waldbaulichen Zielen gepflegt. Auf Teilflächen stand einerseits die Nutzung von erntereifen Bäumen, andererseits die Förderung der lichtbedürftigen Mischbaumarten (Bergahorn, Kirsche) im Vordergrund. Zudem wurden Entnahmen zugunsten der Eiche durchgeführt, deren Kronen zu stark bedrängt und beschattet wurden. Auf Teilflächen wurde zudem über 25 Jahre alter, zu stark beschatteter Verjüngung verschiedener Baumarten nachgelichtet, um die Entwicklung der jungen Bäume positiv zu beeinflussen.Die Pflegemaßnahmen wurden planmäßig durchgeführt. Eine Überprüfung durch das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Schweinfurt bestätigte eine vorbildliche Durchführung im Sinne von Art. 18 Waldgesetz für Bayern (BayWaldG).Generell wird im Waldgebiet Röthen das waldbauliche Ziel verfolgt, einen vielfältigen, klimastabilen Laubmischwald mit mindestens vier Baumarten zu erhalten bzw. zu entwickeln. Die Beteiligung und Sicherung verschiedener standortgemäßer Baumarten am Waldaufbau ist ein elementarer Baustein in der Waldbaustrategie der Bayerischen Staatsforsten in ganz Bayern, um mit stabilen Mischwäldern die Folgen des Klimawandels besser abfedern zu können.

b) Wann soll die nächste Durchforstung im Waldgebiet Röthen durchgeführt werden?

Waldbaulich notwendig ist eine Pflegemaßnahme in sechs bis acht Jahren.

8.a) Wurden die Durchforstungen im Vorfeld mit dem BUND Naturschutz und weiteren Initiativen und Unterstützern eines Nationalparks im Steigerwald abgesprochen?

Nein.

b) Wenn ja, warum wurde bzw. wird gegen die Durchforstung protestiert?

c) Wenn ja, gab es Abweichungen zwischen den Absprachen und der tatsächlich durchgeführten Duchforstung?

Siehe Antwort zu Frage 8a.