Schriftliche Anfrage: Finanzierung und Konzept – Museum der Bayerischen Geschichte in Regensburg 1

Gemeinsam mit meinen Kolleg*innen Ludwig Hartmann, Barbara Fuchs, Susanne Kurz, Claudia Köhler und Katharina Schulze befragte ich am 02.05.2019 die Staatsregierung bezüglich der Finanzierung und des Konzept für das Museum der Bayerischen Geschichte in Regensburg. Unsere Fragen wurden am 03.07.2019 von dem Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst; die Antworten zu den Fragen 1 a, 1 c, 2 a–c, 3 a–b und 4 b wurden mit dem Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr abgestimmt beantwortet:

Wir fragen die Staatsregierung:

1. a) Welche Gesamtkosten wurden für den Bau des Museums der Bayerischen Geschichte in Regensburg laut Planung veranschlagt (bitte inklusive detaillierter Aufgliederung)?

Die Gesamtbaukosten für den Neubau des Museums betragen 88,3 Mio. Euro (ohne Planungs- und Baukosten der Ausstellungsarchitektur). Sie setzen sich zusammen aus 67,3 Mio. Euro (Haushaltsunterlage Bau – HU-Bau, genehmigt am 09.07.2014) und 21 Mio. Euro (haushaltsrechtlicher Nachtrag, genehmigt am 06.12.2017).

Die Gesamtbaukosten gliedern sich nach Kostengruppen wie folgt:
Herrichten und Erschließen des Grundstücks 478.288 Euro;

Baukonstruktion des Bauwerks 46.404.897 Euro;

technische Anlagen des Bauwerks 23.100.409 Euro;

Errichtung der Außenanlagen 211.475 Euro;

Ausstattung und Kunstwerke (o. Ausstellungsarchitektur) 485.587 Euro;

Baunebenkosten 17.566.749 Euro;

Rundung 51.462 Euro.

Die Kosten für die „Errichtung der Außenanlagen“ sind vergleichsweise gering, da die Außenanlagen um das Gebäude fast ausschließlich durch die Stadt Regensburg als Grundstückseigentümerin neu gestaltet wurden.

b) Wie verteilen sich die Gesamtkosten auf den Freistaat Bayern und den Baukostenzuschuss der Stadt Regensburg?

Von der Stadt wurde ein Baukostenzuschuss in Höhe von 2,0 Mio. Euro geleistet.

c) Wie hoch ist der aktuell bezifferte Gesamtkostenstand für den Bau?

Die derzeitige Abrechnungsprognose bleibt innerhalb der genehmigten Kosten.

2. a) Welche Ursachen sind für die Mehr- bzw. Minderkosten verantwortlich (bitte detailliert aufführen)?

b) Wie hoch sind die Mehr- bzw. Minderkosten (bitte auch detailliert nach einzelnen Bereichen aufschlüsseln)?

Gründe für den Nachtrag (21 Mio. Euro) waren das Brandereignis in der Bavariathek (ca. 10,5 Mio. Euro), Maßnahmen zur Terminsicherung infolge des Brandereignisses (ca. 5,3 Mio. Euro), Baupreisindex und Marktlage (ca. 3,8 Mio. Euro) und in geringerem Umfang bautechnisch bedingte Mehrungen (ca. 1,4 Mio. Euro).

c) Wie verteilen sich die Mehr- bzw. Minderkosten auf den Freistaat Bayern und den Baukostenzuschussträger, die Stadt Regensburg?

Über den Baukostenzuschuss (s. Frage 1 b) hinaus übernimmt die Stadt Regenburg aus den o. g. Gesamtbaukosten die Planungs- und Baukosten für Räume der Stadt Regensburg innerhalb des Museums- und Bavariatheksgebäudes (Energiezentrale für Wärme und Kälte, öffentliche WC-Anlagen und Marktmeisterbüro). Diese Kosten werden auf Basis der tatsächlichen festgestellten Baukosten ermittelt.

3. a) Wie wurde bei diesem Projekt das Termin- und Kostencontrolling durchgeführt?

b) Durch wen wurde das Termin- und Kostencontrolling durchgeführt?

Das Termin- und Kostencontrolling wurde durch das Staatliche Bauamt Regensburg als baudurchführende Ebene unter Beiträgen der beauftragten freiberuflichen Planungs- und Bauleitungsbüros, insbesondere eines externen Terminsteuerers und eines technischen Inbetriebnahmemanagers, entsprechender Termin- und Kostenkontrollinstrumente sowie unter Beachtung der Berichts- und Vorlagebestimmungen der Richtlinie für die Durchführung von Hochbauaufgaben des Freistaates Bayern (RLBau 2011) an die vorgesetzten Dienststellen durchgeführt.

c) Inwiefern sind Inklusion und Barrierefreiheit des Museums gewährleistet (u. a. im Hinblick auf einfache Sprache, altersspezifische Ausgestaltung des Mediaguides usw.)?

Das gesamte Museumsgebäude ist barrierefrei zugänglich (Behindertenparkplätze, automatisierte Türanlage, Aufzüge, Bodenindikatoren zu wichtigen Funktionsbereichen im EG, Induktionsschleifen etc.). Dem Gedanken der Inklusion wird im Ausstellungsbereich im OG in vielfacher Hinsicht Rechnung getragen (unterfahrbare Medienstationen mit höhenverstellbarem Monitorbild, Tastpläne zur Orientierung, Tastbilder und -objekte mit Braille- und Profilschrift, Mediaguide-Führungslinien in leichter und Gebärdensprache etc.). Altersspezifische Vermittlungsangebote liegen einerseits in Gestalt eines Kinderfaltblatts und einer Tablet-Rallye (ab Herbst 2019), andererseits anhand eines differenzierten Führungsangebots vor.

4. a) Wie hoch sind jeweils die (geplanten) jährlichen Betriebskosten und die jährlichen Bauunterhaltskosten für das Museum (bitte einzelne Bereiche detailliert aufführen)?

Nachdem das Museum erst kürzlich in Betrieb gegangen ist, können nur die im Haushaltsentwurf 2019/2020 für das Haushaltsjahr 2020 veranschlagten Mittel benannt werden:
Geschäftsbedarf: 189.300 Euro
Bewirtschaftungskosten einschließlich Bewachung: 2.514.169 Euro. Diese gliedern sich in folgende Bereiche:
(jeweils jährlich
)
Reinigung 356.000 Euro

Bewachung 1.563.716 Euro

Wartung 268.233 Euro

Müllabfuhr etc. 17.220 Euro

Strom 309.000 Euro

Gesamt 2.514.169 Euro

b) Wie sind etwaige Mehr- bzw. Minderkosten bei den Betriebs- und Bauunterhaltskosten im Vergleich zur Hochbauvorlage von 2014 (rund 680.000 Euro Betriebskosten exkl. Energiekosten für Heizung und Kühlung, rund 340.000 Euro Bauunterhalt) zu erklären (bitte detailliert darlegen)?

Hinsichtlich der Baunutzungskosten (Bauunterhalt und Betriebskosten) gelten die Ansätze der HU-Bau. Die Stadt Regensburg trägt sämtliche Betriebs- und Bauunterhaltskosten für die städtischen Räume und Einrichtungen im Museums- und Bavariatheksgebäude (Energie- und Kältezentrale, Marktmeisterbüro, öffentliche WC-Anlagen) sowie die Kosten der Energieerzeugung für Heizung und Kühlung der musealen Einrichtung in Museum und Bavariathek selbst. Aussagen zu den tatsächlichen Kosten können erst nach Nutzungsaufnahme getroffen werden.

c) Wie verteilen sich die Betriebs- und Bauunterhaltskosten auf den Freistaat Bayern und die Stadt Regensburg?

Die Betriebskosten für das Museum außer den unter 4 b genannten Leistungen der Stadt Regensburg zahlt der Freistaat Bayern.

5. a) Gibt es zum Betrieb des Museums oder für spezielle Anlässe (Sonderausstellungen o. Ä.) bereits jetzt geplante finanzielle Kooperationen mit Dritten (Sponsoring etc.)?

b) Wenn ja, welche?

c) Sind derartige Kooperationen zukünftig geplant?

Das Haus der Bayerischen Geschichte strebt bei den Bayerischen Landesausstellungen, die immer mit einem oder mehreren kommunalen Partnern veranstaltet werden, an, Synergien zu nutzen. Beim Museum wird auf die Kooperation mit der Stadt Regensburg hinsichtlich Depot und Energieversorgung sowie Gestaltung und Nutzung des
Gebäudevorfeldes verwiesen. Soweit Sponsoring mit den Vorgaben und Zielsetzungen
des Freistaates vereinbar ist, wird auch solches angestrebt. Bei den Landesausstellungen betrifft dies etwa Stiftungen wie die Sparkassenstiftung oder Unternehmen wie die Bayernwerk AG. Die Sponsoringbeträge bewegen sich dabei im niedrigeren fünfstelligen Bereich. Diese Praxis wird auch beim Museum angestrebt. Nachdem sich bisher alle Kräfte auf die Realisierung konzentrierten, werden für die künftigen Sonderausstellungen noch detaillierte Konzepte erarbeitet.

6. a) Mit welchen jährlichen Besucherzahlen wird aktuell gerechnet?

Kalkuliert wird mit einer Mindestbesucherzahl von 100.000 pro Jahr. Drei Wochen nach Eröffnung haben das Museum bereits 150.000 Menschen besucht.

b) Mit welchen jährlichen Einnahmen (Eintrittsgeld er etc.) wird aktuell kalkuliert?

Bei kalkulierten 80.000 bis 100.000 Besuchern wird mit einer Einnahme von 250.000 Euro bis 300.000 Euro gerechnet.

c) Inwiefern sind die Eintrittspreise sozialverträglich (z. B. mit einem eintrittsfreien Tag abgefedert)?

Die Eintrittspreise sind sehr moderat gestaltet: Im Foyer sind alle Attraktionen (Oktoberfest-Löwe und Panorama „Was vorher geschah“ mit Christoph Süß) frei zugänglich.
Auch die Dauerausstellung ist für Kinder, Jugendliche, Studentinnen und Studenten
(diese bis 30 Jahre) frei. Erwachsene zahlen jeweils 5 Euro, ermäßigt 4 Euro. Bei großen Sonderausstellungen gelten Sonderpreise bei Kombiangeboten.

7. a) Wurde das Konzept für das Museum der Bayerischen Geschichte so umgesetzt wie von Herrn Direktor Dr. Richard Loibl in der Aussprache über den Bericht des damaligen Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst im Ausschuss für Wissenschaft und Kunst am 26.04.2017 dargestellt?

b) Wenn nein, welche Änderungen haben sich zu den damaligen Ausführungen ergeben?

c) Welche Gründe gibt es für die Abweichungen vom ursprünglich vorgesehenen Konzept?

Die Frage 7 a wird mit Ja beantwortet. Bzgl. der Fragen 7 b und c s. Antwort zu Frage 7 a.

8. a) Wir wurde die Abgrenzung des Museums der Bayerischen Geschichte in Regensburg zum Mainfränkischen Museum, das als Landesmuseum ausgebaut wird, konkret umgesetzt?

Das Konzept des Museums der Bayerischen Geschichte (MdBG) war lange vor der Intensivierung der Planungen zum Museum für Franken, wie es jetzt firmiert, abgeschlossen. Abgrenzung wie Zusammenarbeit werfen aus hiesiger Sicht keine Probleme auf, zumal das MdBG zeitlich erst ab 1800 beginnt, während das Museum für Franken aufgrund seiner herausragenden Sammlungen insbesondere kunsthistorischen Zuschnitts stärker auf die Epochen vorher zielen wird. Bezüglich Erwerbungen, die auch für andere Museen von Interesse sein könnten, stimmt sich das MdBG mit allen infrage kommenden Häusern ab.

b) Wie sieht nach den Ausführungen von Dr. Richard Loibl im Ausschuss am 26.04.2017, der die Bedeutung eines geeigneten Sammlungskonzeptes, das eine noch stärkere Zusammenarbeit mit anderen Museen notwendig mache, nun das Sammlungskonzept des Museums der Bayerischen Geschichte in Regensburg aus?

Das Museum der Bayerischen Geschichte sammelt Objekte von historischer Relevanz ab ca. 1800 bis heute. Der Schwerpunkt wird dabei auf das 20. und 21. Jahrhundert gelegt. Bezüglich Beispielen sei auf den Museumsführer (HdBG-Magazin Nr. 2) verwiesen. Ein besonderes Augenmerk liegt in der Tradition des Bildarchivs des Hauses der
Bayerischen Geschichte (HdBG) auf Bildquellen, die in der Bavariathek insbesondere
für die Arbeit mit Schulklassen in Zusammenarbeit mit Universitäten und Fachhochschulen speziell aufbereitet werden. Hier sollen Schülerinnen und Schüler lernen, historische Sachverhalte im Netz zu recherchieren, kritisch zu bearbeiten und für eigene mediale Anwendungen nutzbar zu machen.

c) Inwiefern passt die Präsentation des Faschingskostüms des Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder zur Erklärung des Konzepts der Kulturkabinette von Dr. Richard Loibl im Ausschuss, dass diese zum Ziel hätten, kulturelle Phänomene, die mit Bayern besonders verbunden würden, so aufzuzeigen, dass diese von den Besucherinnen und Besuchern hinterfragt und mit den heutigen Verhältnissen kontrastiert werden?

Das HdBG zeigt in einem seiner Kulturkabinette bayerisches Theater im weitesten Sinn von den Wagner-Festspielen in Bayreuth bis zu BR-Produktionen wie „Irgendwie und Sowieso“. Als bayerische Besonderheit kann in diesem Zusammenhang neben dem Nockherberg die Fastnacht in Franken in Veitshöchheim gelten, die laut BR die höchsten Einschaltquoten aufweist. Aus kulturhistorischer Sicht erscheint dem HdBG besonders das Defilee der politischen Prominenz interessant. Im Jahr 2018 trug Ministerpräsident Dr. Markus Söder dabei als Kostüm die Uniform des Prinzregenten Luitpold.