PM: „Zerstörung durch den neuen Fahrradweg im Tal der Schwesnitz“

Der Perlenradweg durchs Schwesnitztal nahe der Wojaleite sorgt für Unmut und Entsetzen bei den Naturschützern. Gemeinsam mit Vertretern des Landesbundes für Vogelschutz, der Ökologischen Bildungsstätte Hohenberg/Eger und Bürgern aus Oberkotzau und Hof besuchten die Hofer Bündnisgrünen zusammen mit den Landtagsabgeordneten Ursula Sowa aus Bamberg und Tim Pargent aus Bayreuth die Baustelle. Das Ausmaß der Bauarbeiten und die Baufortschritte lassen ahnen, dass hier viel Geld in die Hand genommen wird – Geld, das gleichzeitig die einzigartige Flora und Fauna des Gebietes schwer beeinträchtigt. Der Widerspruch, dass der Bau eines Fahrradweges zu Umweltzerstörungen führt, beschäftigte intensiv alle Teilnehmer der Begehung des Gebietes.
Die Gruppe wurde begleitet von einem Team des Bayerischen Rundfunks.

MdL Tim Pargent ist finanzpolitischer Sprecher der grünen Landtagsfraktion und zeigt sich angesichts der Umweltzerstörung durch öffentliche Hand entsetzt: „Es ist unbegreiflich wie die Gemeinde, das Landratsamt sowie die Zuschussgeber rücksichtslos streng geschützte Arten vernichten. Es wirkt wie ein Multiorganversagen, bei dem nun keiner mehr zuständig sein möchte.“

Seine Kollegin MdL Ursula Sowa nimmt dazu als baupolitische Sprecherin der bayerischen Landtagsgrünen Stellung und meint: “Der Artenschutzerhalt ist spätestens seit dem erfolgreichen Artenschutzbegehren ein hohes Gut auf der Agenda des Freistaates. Das gilt auch für den Fahrradwegebau, erst recht, wenn er durch geschützte Natur führt. Der Perlenradweg muss seinem Namen gerecht werden durch eine naturverträgliche Bauweise.”

Swanti Bräsecke-Bartsch und Benno Strehler vom Vorstand der Hofer Kreisgruppe des Landesbundes für Vogelschutz stellten die juristischen Maßnahmen ihres Verbandes vor und meinten, dass entgegen den Äußerungen aus dem Landratsamt Hof und dem Oberkotzauer Rathaus, ein Rückbau des umstrittenen Wegabschnittes durch wertvolle Biotope zum jetzigen Zeitpunkt problemlos zu bewerkstelligen wäre. Angesichts des Artenreichtums, darunter viele Rote Liste – Arten, sei dies die einzige Möglichkeit den Erfordernissen des Naturschutzes auf Landes- und Europaebene gerecht zu werden.

Für die Fraktion der Grünen im Hofer Kreistag zeigt sich Biologe Klaus Schaumberg aus Selbitz fassungslos über das eigenmächtige Vorgehen der Gemeinde Oberkotzau und das amtliche Versagen der zuständigen Genehmigungsbehörde. Er führte aus „Die ursprünglich geplante und auch naturschutzfachlich begleitete Radroute wurde wegen schwierigen Grundstücksverhandlungen kurzerhand von der Gemeinde Oberkotzau in eine Alternativroute auf eigene Grundstücke verlegt. Die neue, fünf Meter breite Trasse quert nun ein vollkommen intaktes Feuchtbiotop, das nach dem Bundesnaturschutzgesetz zu 100 Prozent geschützt ist. Hier finden noch verschiedene gefährdete Pflanzen der Roten Liste einen geeigneten Lebensraum, wie zum Beispiel die Kriechweide, die Wasserschwertlilie, das Breitblättrige Knabenkraut. Mindestens genauso wichtig ist aber die ökologische Funktionsfähigkeit des Biotopkomplexes in puncto Klimaschutz und Wasserrückhaltung. Diese brachiale Trassenführung lässt jegliche ökologische Sensibilität vermissen und spiegelt einen Zeitgeist der Siebziger Jahre wider, ganz im Sinn von „GRÜN KAPUTT“. Die für den erheblichen Eingriff rechtlich notwendige Ausnahmegenehmigung erteilte die untere Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt erst am 22. Mai 2020, nachdem die Erdarbeiten bereits größtenteils abgeschlossen waren. Die Strategie, erst Fakten zu schaffen und anschließend den Naturfrevel mit einer Ausnahmegenehmigung zu heilen, darf nicht aufgehen.“

Wie jetzt bekannt wurde, wurden die Bauarbeiten am Freitag, den 5. Juni 2020 weiterbetrieben.

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